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Halloween-Run Köln

Halloween, da schnitze ich an Kürbissen

Tradition, seit dem ich vor vielen Jahren durch eine geniale Idee meiner kanadischen Arbeitskollegin auf den Geschmack kam. Zu Halloween veranstaltete sie regelmäßig unter allen Softwaretechnikern und Testern, Übersetzern und Projektmanagern, Admins und Grafikern, kurzum, allen potentiell daran interessierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unserer Firma einen Office Pumpkin Carving Wettbewerb.

All Hallows’ Eve

In Deutschland hieß das damals Allerheiligen, und das, was die katholische Kirche vor sehr langer Zeit damit bezweckte, war der Versuch, frisch Konvertierten den „neuen Glauben“ mit einem Feiertag schmackhaft zu machen, indem man einen heidnischen durch einen kirchlichen tauschte, um jetzt darüber Messe zu halten, es verhalte sich genau anders herum. Komm‘ klar Kirche!

Zur Jahrtausendwende in England war das ein anderes Thema. Ich verbrachte gerade mehrere Auslandsemester in Leeds. Das, was ich bisher nur aus US-Amerikanischen Filmen kannte, vornehmlich solchen, die dem Slasher Genre zugeordnet werden und der Einfachheit halber den Namen des heidnischen Festes in virtuoser Variation gleich im Titel tragen, hatte ich bisher als reine Filmfiktion abgetan.

Im Commonwealth dagegen hatten Konsum und Kommerz das Event bereits im eisernen Griff wie Michael Myers sein Küchenmesser. Und hier und da bluteten die Opfer und tun es immer noch mit Freuden.

Seit den 1990ern schwappte dieser Brauch von den USA nach Europa über, der zuvor mit irischen Emigranten in die USA schwappte. Nach Irland schwappte er von den Kelten und dort hieß er schon immer All Hallows’ Eve.

Das als kurzer Einschnitt, um beim Thema zu bleiben. Deshalb dreht sich auch mittlerweile vieles in Deutschland um den Tag der Toten. Gelaufen wird da auch und wir liefen diesmal in Köln mit.

Halloween-Run, ich schnitze an mir selbst

Ein Fun-Lauf.

Viele verkleideten sich, manche sogar als Top-Läufer. Wir verpassten uns Narben von Woolworth. Abwaschbar, hoffte ich. Darüber gilt es noch zu reden.

Diesmal also keine Kürbisse schnitzen, sondern an der eigenen Form. Regelmäßige Trainingseinheiten, kurz unterbrochen von Corona. Der Tag des Laufs rückt näher. Es war kalt. Zwischen Abholen der Unterlagen und Start lagen 90 Minuten. Buden vor der Strecke verkauften Bier, Bratwürstchen, Popcorn, Crepes, Pommes und Zuckerwatte. Alles was ein Läufer vor und nach dem Lauf braucht. Am Grill warteten wir wie die armen Würstchen auf Sparflamme.

Wie ein Vampir am lichten Tag

Von einem Kameramann auf unsere T-Shirts im Partnerlook angesprochen, gaben wir ein Interview. Zur Vervollständigung unseres Auftritts sollten wir uns anschließend im ersten Startblock einreihen.

Rechts und links von uns standen die Favoriten, hinter uns wurde die Absperrung gezogen. Gehetzt wie ein Vampir vom Sonnenaufgang taumelte ich im Slipstream der Favoriten nach 5 km und 60 Metern und 23 Minuten ins Ziel und ließ mich von der Teilnehmer-Medaille zu Boden ziehen.

Damit landen wir im Sat1 Frühstücksfernsehen, haben wir uns sagen lassen. Gesehen haben wir es nicht.

Gedankenblitze

Erst jetzt beim Schreiben blitzen mir flüchtige Eindrücke durch den Kopf. Ein vom Lichtkegel meiner Stirnlampe spärlich beleuchteter und mit Laub bedeckter Waldweg. Glimmende Knicklichter im Dampf des Theaternebels. Ein Vampir schwebt rechts an mir vorbei mit schwarzem Mantel und gelben Nikes. Swoosh! Knatternde Kettensägen. Keuchende Läufer. Der Atem des Verfolgers im Nacken, der eigene kondensierend vor Augen. Puls 162. Raum für Beschleunigung, keiner für mein geplantes Überholmanöver. Schmaler Pfad. Blätter kaschieren den Matsch auf dem sie liegen. Ich fange mich und ziehe dennoch vorbei. Der dumpfe Beat der Boxen im Ziel. Von hier aus kann ich die Lichter einen fahlen Himmel beleuchten sehen. Ein Lauf in dunkler Nacht hat schon was. Auch Matsch an den Schuhen.

Nach dem Lauf, der Gedanke an den nächsten Start in 40 Minuten.

Lichter in der Nacht

Jetzt 10 km. Ich nehme mir vor, gemächlicher vorzugehen. Es gibt eine Stelle, an der sich Läufer der verschiedenen Startblöcke begegnen. Hunderte zitternde Lichter in der Nacht. Manche tragen Rückleuchten. Rush Hour im Stadtpark. Weit vor mir wieder der Zieleinlauf, der keiner ist. Der Moderator weisst jeden Läufer freundlich darauf hin, man müsse die Strecke jetzt ein weiteres Mal bewältigen.

Jetzt ist alles egal. Beine auf Cruise-Control. Laufen ohne mein Zutun. 750 Meter schreit mir irgendjemand irgendwann zu. Dann der Einlauf. Ordentliche Zeit. Zweite Medaille. Zweiter Apfel, zweiter Müsliriegel, ein Schluck von einem mir unbekannten ISO-Getränk und die Angst vor einer Magenverstimmung.

Die stellte sich nicht ein.

Die Narben-Tatoos erweisen sich als hartnäckig. Montag müssen die weg sein. Da habe ich noch einen Termin …

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