Halbmarathon am Phoenix-See
Wenn ich gefragt werde, sag ich: Lief gut!
Also Lass gehen …
Der Grund
Vor einigen Monaten brauchte ich einen Grund, den Kauf einer Garmin-Forerunner zu rechtfertigen, also fing ich nach langer Zeit mit Laufen an. Es mussten Jahre gewesen sein. Als ich meine alten Laufschuhe überstreifte, waren sie auf den ersten Metern wahrscheinlich genauso verdutzt wie ich. Aber dann ging’s.
Dann brauchte ich einen Grund am Laufen dran zu bleiben, also meldete ich mich bei einem Halbmarathon an. Und als Iza das hörte, wollte sie, dass ich auch sie anmelde. Dabei kaufte sie sich nicht mal ’ne neue Uhr. Aber bei ihr lief es auch ohne ganz gut.
Wir liefen morgens oder abends nach dem Gym. Wir liefen in der Hitze und im Regen. Wir liefen mit Freude oder Frust, gelegentlich lief ich mit Wut, wenn es nicht so lief. Doch immer waren wir nach dem Lauf eine Spur glücklicher als davor. Überhaupt ist Wut ein Raketenmotor. Ich stellte mir vor, wie mich meine Trägheit bei den Füßen packen und zurückhalten würde. Also gab ich mehr Schub. Am Ende war ich nicht schneller, aber von der Flamme der Wut getragen.
Das Training
Nach einer Weile vergas ich die Anmeldung beim Phoenix-Halbmarathon. Ich hatte sie natürlich nicht komplett vergessen. Aber wie etwas, was man aus dem Blick verliert, war der Halbmarathon ein kleiner Punkt im Augenwinkel oder ein Fleck auf der Netzhaut, der immer wegschwimmt, wenn man hinguckt. Mittlerweile hatte ich regelrecht Spaß daran gefunden, verschiedene Gebiete Freiburgs laufend zu erkunden. Doch meine neue Forerunner erinnerte mich daran, dass da noch ein Lauf in Dortmund zu bestreiten war.
Also fing ich an, gezielter zu trainieren. Schwellenläufe, Sprints, lockere und längere Läufe wechselten sich ab. Von jetzt an begann ich damit, die offizielle Webseite https://sparkassen-phoenix-halbmarathon.de/lauf/ auf der Suche nach Infos zu besuchen. Auch machte ich mir langsam Gedanken, wann zwei der insgesamt ausgegebenen 3000 Startnummern per Post bei uns eintreffen würden.
Alles klappte wie am Schnürchen. Am Freitag vor dem Lauf fand ich den Umschlag im Briefkasten. Mit Laufsachen und dem Starterpack im Rucksack machten wir uns am Montag auf den Weg nach Dortmund.
Am Dienstag Tag fuhren wir direkt nach dem Ausschecken vom Hotel zum Phoenix-See. Ich war nervös und ich glaube, meine Frau war es auch. Zumindest ein bisschen. Bei ungefähr 20°, bedecktem Himmel und nur einem kurzen Regenschauer vor Beginn des Laufs gab ich mich zuversichtlich. Ideales Laufklima.
Ohne Frühstück und mit nur einer Banane und einer Handvoll Haferflocken im Magen stellten wir uns in den Starterblock.
Es geht um alles und wenn es sich gut läuft, läuft’s gut.
Dann geht es los. Und ich meine das so. Der Lauf führt zunächst über die Promenade um den Phoenix-See. Und weil alles ein bisschen eng ist, drängen sich Läuferinnen und Läufer im gemächlichen Tempo über das schmale Asphaltband. Erst zögerlich dehnt sich das Feld und Lücken bieten Platz zum manövrieren. Einige legen das großzügig aus und suchen den Weg hinter der Absperrung. Auf der Ergebnis-Liste wird dann DSQ vermerkt sein.
Das Zurück voraus
Irgendwie ist das ein Lauf durch meine Kindheit. Hörde, Buschmühlenteich, Westfalenpark und Rombergpark. Doch ich kann nicht bleiben. Immer weiter. Berge rauf und wieder runter. Der letzte Berg, ruft jemand. War der letzte auch schon, ruf ich zurück.
Dann pünktlich zum Zieleinlauf kommt der Regen. Niederschlag wie mit dem Vorschlaghammer. Doch im Ziel ist alles egal. 1:49:05, es hätten 1:35 sein sollen. Egal. Schöner Lauf gewesen. Was trinken, einen Apfel essen, im Auto umziehen. Iza und ich treffen uns mit meiner Schwester und ihrem Mann beim Bäcker. Noch nie hat ein Kaffee beim Bäcker so gut geschmeckt. Danach geht es noch auf ein Eis zur Kuhbar. Ein Eis ist heute auch drin.
Ich sag ja: Lief gut!